PKV trotz Psychotherapie

Psychotherapie, Depression, Burn-out und private Krankenversicherung

Immer noch glauben viele Menschen, dass man keine private Krankenversicheurng abschliessen kann wenn man in psychotherapeutischer Behandlung ist oder war.

Dem Thema Psychotherapie und Depression hängt ein gewisses gesellschaftliches Stigma an. Dass etwas mit dem Geist nicht stimme. Doch das ist nicht richtig. Psychische Erkrankungen sind Erkrankungen wie andere auch und betreffen lt. Bundespsychotherapeutenkammer ca. ein Drittel der deutschen Gesamtbevöllkerung pro Jahr. Beispiele sind Angststörung, Burnout, Anpassungsstörung oder Depression.

Laut einem Bericht über mentale Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind die Fälle von Depressionen und Angststörungen weltweit allein im ersten Pandemiejahr um ca. 25 Prozent gestiegen. Somit leben ca. eine Milliarde Menschen mit einer psychischen Erkrankung.

PKV trotz Psychotherapie ? Möglich:

Im Jahre 2021 gab es ca. 276 Fehltage am Arbeitsplatz je 100 Versicherte.

Nicht jede psychotherapeutische Behandlung bedeutet automatisch eine seelische Störung. So werden Psychotherapeuten auch bei starker Prüfungsangst, Jobverlust, Trennung oder beim Tod von Angehörigen wahrgenommen.

Wie lange ist ihre Psychotherapie her ?

Bei Abschluss einer PKV fragt der Anbieter ab ob man sich gerade in psychotherapeutischer Behandlung befindet oder ob dies angedacht ist. Zudem wird die Vergangenheit abgefragt. Die meisten privaten Krankenversicherungen erfragen ob die letzten 5 oder 10 Jahre psychotherapeutische Behandlungen stattgefunden haben. PKV-Anbieter interessieren sich für psychische Erkrankungen. Sind sie auch nicht körperlicher Natur, so sind sie vor allem eines: Langwierig und mit Kosten verbunden.
All dies findet im Rahmen einer Gesundheitsprüfung und in Form von Gesundheitsfragen statt.

Info: Gesundheitsprüfung. In der Gesundheitsprüfung gilt die vorvertragliche Anzeigepflicht. Man muss alle Gesundheitsfragen vollständig und wahrheitsgemäß beantworten. Beantwortet man die Fragen falsch, so kann es im besten Fall zu einem Risikozuschlag und einem Leistungsausschluss kommen. Im schlimmsten Fall kündigt die Versicherung und fordert Leistungen zurück. Es kann im Extremfall sogar zu Klagen kommen.

Natürlich muss man auch auf die Gesundheitsfragen bzgl. Psychotherapie wahrheitsgemäß antworten.

Allianz:

Werden oder wurden in den letzten 5 Jahren wegen psychischer Beschwerden/Erkrankungen (z.B: Psychotherapie, Depression, Trennungsproblematik, Aufmerksamkeitsdefizitssyndrom) oder Suchterkrankungen (z.B. durch Alkohol/Drogen) behandelt, beraten oder untersucht ?

Die Concordia trennt die beiden Fragen bzgl. Psychotherapie und Sucht:

Concordia

Wurde in den letzten 10 Jahren eine psychotherapeutische Behandlung durchgeführt ?

Wurden in den letzten 10 Jahren Drogen, Betäubungs-, Rauschmittel eingenommen oder wurden Sie in diesem Zeitraum wegen der Folgen von Alkoholgenuss beraten oder behandelt? Wenn ja, welche Mittel, wann, beanspruchte Ärzte angeben

Nürnberger PKV Vollversicherung:

Werden oder wurden in den letzten 10 Jahren psychotherapeutische, psychiatrische oder psychosomatische Behandlungen (auch Sucht-Erkrankungen) durchgeführt oder angeraten ?

Ist die Antwort Ja, so wird weiter gefragt:
Diagnosen, Art, Umfang und Zeitraum (von/bis) der Behandlungen. Wer kann Auskunft geben ?

Werden oder wurden in den letzten 3 Jahren regelmäßig Medikamente, Drogen oder Betäubungsmittel eingenommen ?

Ist die Antwort Ja, so wird erfragt:
Diagnose, Art und Umfang und Zeitraum (von bis). Bei Medikamenten (Name, Dosierung, Zeitraum). Wer kann Auskunft geben ?

HUK Coburg Krankenvollversicherung:

Erfolgten in den letzten 10 Jahren oder erfolgen derzeit Behandlungen, Untersuchungen oder Beratungen aufgrund psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen/Störungen (auch Therapien/Gesprächstherapien)?

Bitte geben Sie auch den Behandlungszeitraum und die Anzahl der Sitzungen an.

So gut wie alle Gesundheitsfragen im Bereich Psychotherapie zielen darauf ab, dass man so genaue Angaben wie möglich macht, damit die PKV das Risiko einschätzen kann. Viele Fragen enthalten Eventualitäten von denen die PKV denkt, dass man Sie evtl. nicht nennen würde. Die Huk Coburg möchte z.B. auch wissen ob Gesprächstherapien stattfanden (weil Patienten dies evtl. nicht zur Psychotherapie zählen). Die Nürnberger möchte shcon wissen ob psychotherapeutische Behandlungen angeraten wurden.

Risikovoranfragen

Es ist möglich anonymisierte Risikovoranfragen an PKV-Anbieter zu stellen. Somit kann man vergleichen mit welchen Dingen (Risikozuschlag, Leistungsausschluss) man zu rechnen hat. Reicht man sofort einen echten PKV-Antrag ein, so muss man alle weiteren Versicherungsgesellschaften darüber informieren, dass man abgelehnt wurde. Und das wäre sehr ärgerlich und ein echtes Stigma.

Zeiträume:

Im PKV-Wiki (https://www.pkv.wiki/cms/pkv/info/antrag-auswertung-gesundheitsfragen-zeitraeume-diagnosen-krankheiten) kann man sich Screenshots von Gesundheitsprüfungen anschauen. Hieraus wird auch ersichtlich welchen Zeitraum die Versicherung abfragt.

Allianz: die letzten 5 Jahre
Alte Oldenburger: Die letzten 10 Jahre
Arag: Die letzten 10 Jahre
Axa: Die letzten 3 Jahre ambulant, die letzten 5 Jahre stationär
Barmenia: Die letzten 10 Jahre
BBKK: die letzten 10 Jahre
Concordia: Die letzten 10 Jahre
Continentale: Die letzten 5 Jahre
DBV: Die letzten 3 Jahre ambulant, die letzten 5 Jahre stationär
Debeka: Die Debeka gibt überhaupt keine abgefragten Zeiträume an. Das gilt nicht nur für die Psychotherapie, sondern für alle Bereiche. Man muss somit wirklich die komplette Vergangenheit mit angeben.
Deutscher Ring: Letzte 10 Jahre
DKV: Letzte 5 Jahre
Gothaer: letzte 5 Jahre
Hallesche: Letzte 10 Jahre
Hanse Merkur: Letzte 5 Jahre
HUK: Letzte 10 Jahre
Inter PKV: Letzte 10 Jahre
LKH: Letzte 5 Jahre
LVM: Letzte 5 Jahre
Mecklenburgische: Letzte 10 Jahre
Münchener Verein: Letzte 5 Jahre
Nürnberger: Letzte 10 Jahre
Ottonova: Letzte 10 Jahre
Provinzial: Letzte 10 Jahre
R+V Versicherung: Letzte 10 Jahre
SDK: Letzte 10 Jahre
Signal-Iduna: Letzte 10 Jahre
UKV: Letzte 10 Jahre
Universa: Letzte 10 Jahre
VRK+: Letzte 10 Jahre
Württembergische: Letzte 10 Jahre

Ist man Freiberufler, so hat man ggf. die Möglichkeit über den eigenen Berufsverband, den Rechtsanwaltsverein, die Ärztekammer, den Marburger Bund, usw. einer Gruppenversicherung beizutreten. Hier gibt es nicht nur gute Leistungen zu 5 bis 20% geringeren Kosten für die Mitglieder der jeweiligen Gruppe.
Auch gibt es oft vereinfachte Gesundheitsprüfungen. Natürlich kann es dennoch einen Risikozuschlag oder Leistungsausschluss geben. Aber der kann geringer ausfallen als bei einem Individualvertrag.

Gibt man eine psychische Vorerkrankung an, so wird es höchstwahrscheinlich einen Risikozuschlag geben. Man hat die Möglichkeit alle Risikozuschläge zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zu überprüfen. Liegt der Zeitraum dann sehr lange zurück, so kann der Risikozuschlag ggf. gestrichen werden.

Kommt der Anbieter der PKV zu dem Schluss, dass weitere Behandlungen sehr wahrscheinlich sind,so kann es zu einem partiellen Leistungsausschluss kommen. Damit ist gemeint, dass die Versicherung nicht für kommende psychotherapeutische Behandlungen aufkommen muss. Es ist aber auch möglich, dass der PKV-Antrag komplett abgelehnt wird.

Viele Versicherungsgesellschaften fordern zudem den Abschlussbericht des Psychotherapeuten an. Auf Grundlage dieses Berichts kann die Versicherungen den Gesundheitszustand und das Risiko besser einschätzen. Neben der Diagnose steht darin die Behandlungsdauer, Beschwerden, Folgen und Verlauf. Zudem die Medikamente, die eingenommen wurden.

Erstattung von Psychotherapie in der PKV

Psychotherapie wird in der PKV grundsätzlich erstattet. In welchem Umfang regelt der entsprechende Tarif.

Oft werden 100 % für ambulante Psychotherapie für die 1.–30. Sitzung erstattet. Für jede weitere Sitzung aber nur noch 75%. Zudem sind Einsteigertarifen oder mittleren Tarifen die Anzahl der Sitzungen pro Jahr begrenzt, z.B. auf 50 Sitzungen. Andere Versicherer hingegen wollen nach der 6. Sitzung eine Genehmigung erteilen bevor sie weiter für die Kosten aufkommen.
Großzügigere Tarife besagen, dass 100% der Psychotherapie überneommen wird und es keine Sitzungsbegrenzung und auch keiner Einholung einer Genehmigung bedarf.